Wie ich auf den Hund kam ...

"Hallo ich bin Kara, bitte tue mir nichts ..."

 

Das wäre wohl das was Kara zu mir gesagt hätte, hätte sie sprechen können, als ich sie 2015 aus dem Tierheim Henstedt-Ulzburg abholte und mit zu mir nach Hause nahm.

 

Sie sollte mich lehren, wie weit das Bild einer (in meinen Augen) wunderschönen altdeutschen Hütehundhündin in meinem Kopf von der Realität abwich.

 

Denn was ich bekam war kein liebesbedürftiges menschliches Wesen im Hundekörper. Was ich bekam war eine nervöse und unsichere Hündin, mit tief verwurzelten Ängsten vor Verlust, Einsamkeit und Nähe. Die körperliche Misshandlung die sie erfahren haben musste spiegelte sich nahezu täglich in Schattenspielen und dunkle Gestalten auf der Straße wieder und brauchte lange um zu heilen. Durch meine damalig geringe Erfahrung mit Problemhunden unterstützte ich ungewollt, den für Tierheimhunde so typischen, ungesund starken Bindungsaufbau und förderte somit ihr übertriebenes Schutz- und Triebverhalten als Hütehund.

 

Fast bis zum Schluss fiel es mir schwer mit ihren Neurosen und Ängsten richtig um zu gehen. Dennoch wollte ich sie nicht aufgeben und erarbeitete mir über die Zeit ihr Vertrauen und einen Teil ihres Respekts.

 

Ich bot ihr Abwechslung, die richtige Bewegung und suchte nach Sozialkontakten die sie respektierten wie sie war. Die Erfahrungen, die ich dank ihr sammeln durfte, bilden den Grundstein meines Interesses an der hündischen Verhaltenspsychologie und meiner Ausbildung zur Hundetrainerin.

 

"Ich liebe jeden Menschen der mich auch nur kurz ansieht..."

 

Als Kara schon lange Monate nicht mehr war, begann ich zu überlegen was für ein Hund zu mir passen würde. Dem rein optischen Wunsch eines hübschen Hundes war ich zu diesem Zeitpunkt schon längt entwachsen. Mein Ziel war es dem Wesen Hund ab dem ersten Tag auf den Grund zu gehen, um zu verstehen was nötig wäre, um den geliebten Vierbeiner zu einem souveränen und selbstsicheren Wegegefährten zu erziehen.

So zog 2021 im Alter von 8 1/2 Wochen Ziva bei mir ein und ganz anders als Kara, liebte und liebt sie jeden Menschen der ihr über den Weg läuft.

Seither lehrt sie mich die unbeschwerte Seite eines Hundelebens und erinnert mich immer wieder daran wie wichtig klare Grenzen und Strukturen für das seelische Gleichgewicht der Hundeseele sind.